Karl Czok

ICHT member (RDT, Germany), 1981- 1992

ICHT Honorary Member, 1993-2014

Görlitz 1926 – Leipzig 2013

 

Während des Geschichtsstudiums in den 1950er Jahren hatte Karl Czok die Faszination derspätmittelalterlichen/ frühneuzeitlichen Stadt entdeckt. So war es folgerichtig, dass er sich in seinen akademischen Graduierungsschriften diesem Metier zuwandte. Waren es in der Dissertation (1957) zunächst Städtebünde, die seine Aufmerksamkeit erlangten, so rückten bald mit seiner Habilitationsschrift (1963) die innerstädtischen Auseinandersetzung des Spätmittelalters in den Vordergrund. In diesem Zusammenhang entwickelte er den Begriff der „Bürgerkämpfe“, der ihm im Vergleich zu „Zunftkämpfen/ Zunftrevolutionen“ eine breitere und treffendere Kennzeichnung der Akteurspalette zu bieten schien.
Dem Versuch, die Geschichte der deutschen Stadt als lange und prozessuale Wirklichkeit zu fassen (Die Stadt, 1969), schloss sich die intensive Behandlung des verfassungsmäßigen und wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Zusammenhangs der Stadt mit ihren Vorstädten an, wobei er besonderen Wert auf die vielfach komplexen Erscheinungen in den Beziehungen beider Seiten legte. Diesen Gegenstand behandelte er als Mitglied der Commission Internationale pour l‘Histoire des Villes (1973), als Korrespondierendes Mitglied des österreichischen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung (1974), aber auch als Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (1977) und ihrer Historischen Kommission (1966). Seine internationalen Kontakte erwiesen sich für die Stadthistoriker der DDR, auch im Rahmen der Fachkommission Stadtgeschichte der Historiker‐Gesellschaft (1974), als erheblicher Gewinn.
Karl Czok hat sich bleibende Verdienste bei der Erforschung der Geschichte seiner HeimatstadtLeipzig erworben; viele in diesem Zusammenhang gewonnene Erkenntnisse flossen in sein Buch „Das alte Leipzig“ ein, dessen 2. Auflage 1985 erschien.
Für die Regional-, Landes- bzw. Territorialgeschichte spielten seine Arbeiten über Friedrich August I. und Kursachsen eine Rolle, in denen er Herrscherpersönlichkeit und Volksleistung zu verknüpfen wusste und die in mehreren Auflagen und Lizenzausgaben präsentiert wurden. Mit diesem Themenkreis verstand er zugleich ein breites Publikum zu sensibilisieren. Das äußerte sich auch in der Resonanz auf die von ihm herausgegebene „Geschichte Sachsens“ (1989).
Karl Czok begründete 1965 das „Jahrbuch für Regionalgeschichte“ und betreute die ersten20 Bände bis zum Jahre 1995/96 (1998). Die Publikation erwarb sich in dieser Zeit einen geachteten Platz auf dem einschlägigen nationalen und internationalen Buchmarkt.
Prof. Dr. Karl Czok hinterlässt eine Lücke in der Historikerschaft des Landes – zugleich aber auch viele Schüler und Graduierte, die sich seiner mit Stolz und Dankbarkeit erinnern.

Leipzig, Helmut Bräuer